Okay, okay, das ist vielleicht etwas übertrieben. Immerhin sitze ich hier und tippe diesen Beitrag. Unser Kochkurs „Sinnliche Küche“ gestern in Erfurt hatte offenbar nicht … Aber der Reihe nach.
Von meinem Geburtstagsgeschenk für den Flauschsupport hatte ich Euch ja schon berichtet. Gestern war es dann soweit. Erst haben wir im Tanzschuhladen in Erfurt neue Schuhe für uns beide gekauft (excellente Beratung, sehr zu empfehlen), dann waren wir zum zweiten Mal bei Frau Bösch im Genussatelier kochen (Meinen Bericht vom ersten Mal findet Ihr hier.) .
Einige warten schon auf meinen neuen Bericht und hier ist er:
„Wir waren kochen“, hört sich so kompakt zusammengefasst recht schnöde an.
Besser ließe sich unser Kurs beschreiben mit „wir haben uns durch die Welt aphrodisierender Gewürze und Zutaten geschnuppert; gelernt dass Enten weibliche und männliche Brüste haben (so wie es weibliche und männliche Fenchelknollen gibt … *aha*); Limettenblätter geerntet (fast jedenfalls); Wein verkostet (und das, wo ich doch praktisch nichts trinke); Neues entdeckt (nach dem letzten Kurs haben wir eine Eismaschine gekauft, was wird es wohl diesmal) …“
Zwölf Gerüche galt es zu erschnuppern. Die meisten hat übrigens der Flauschsupport erkannt.
Für alle, die jetzt eigentlich nur wissen möchten, welche Nahrungsmittel aphrodisierende Wirkung haben, zähle ich mal munter auf. Vielleicht habt Ihr das Sonntagsessen ja noch nicht auf dem Tisch.
Chilli, Muskat, Petersilie, Fisch, Geflügel, dunkle Schokolade, Sellerie, Trüffel, Alkohl (in kleinen Mengen), Austern, Avocados, Spargel, Honig, Quitten, Granatäpfel, Erdbeeren, Vanille, Kürbiskerne, Maca, Ingwer, Ginseng, Ginko
Ihr seht, es ist was für alle Altersgruppen dabei – von der Erbbeere bis zum Ginseng. Ihr könnt Euch also lebenslang die Kante geben. 🙂
Auffällig ist auch, dass offenbar ein Zusammenhang zwischen Preis und aphrodisierender Wirkung besteht. Merkt Euch einfach „je teurer desto törn“.
Nun gut, diese Formel scheint auch für Nicht-Nahrungsmittel zu gelten. Möbelstücke, Autos, Hotelzimmer… Bei Klamotten kommt dann noch dazu, je weniger Stoff, desto teurer, desto … Geschmackssache, wenn Ihr mich fragt.
Um zum Geschmack zurück zu kommen, ein weiteres Erkennungszeichen liegt nicht immer Geschmack, sondern häufig im Aussehen der Aphrodisiaka. Spargel und Muscheln zum Beipsiel – Ihr versteht. … Werden deshalb in der Spargelzeit mehr Kinder gezeugt?
Um das Fazit des gestrigen Abends vorweg zu nehmen: Aphrodisiaka funktionieren wohl am besten bei Insekten.
Der Mensch verspürt schon dann eine aphrodisierende Wirkung, wenn der Tisch gedeckt (das Handy ausgeschaltet) ist, eine Kerze brennt und man (und frau, mann, trans, cis …) sich über schöne Dinge unterhält. Also keinen Streit am Esstisch, um Frau Bösch mal zu zitieren.
Eigentlich braucht man ja keinen Kochkurs um zu wissen, dass wir uns das Leben freiwillig (!) mit jeder Menge Anaphrodisiaka verderben. Ich hab mal nicht „versauen“ geschrieben, denn Trüffel werden ja bekanntlich von Schweinen erschnüffelt und man tut den Huftieren unrecht, wenn man sie nur fürs Schimpfen benutzt.
Das populärste Anaphrodisiaka – genannt Mobiltelefon – hatte auch ich im Gepäck, v.a. um heute diesen Bericht zu Euch schreiben zu können. So langsam dämmert mir, warum der Thunfisch im Sesammantel nur eine Kurzzeitwirkung entfalten konnte.
Damit wären wir auch schon beim Menü des gestrigen Abends.
Kaltes Tomatensüppchen mit Zimtcroutons
Entenbrust rosa gebraten mit Murray River Salt (das Salz haben der Flauschsupport und ich übrigens vergessen)
Fenchelsalat mit Thunfisch im Sesammantel
Ofenkartoffel mit Kreuzkümmel
Confiertes Gemüse
Birne mit caramelisierten Nüssen
Für das confierte Gemüse und die Ente waren wir zuständig, ebenso für die passende Sauce. Gleich verrate ich Euch auch, warum wir dafür keine Limettenblätter geerntet haben. Aber zuerst mal ging es ans Schneiden.
Meine Begeisterung für die Messer hat mich sogleich den ersten groben Fehler begehen lassen: Ich habe Würfel statt formschöne Stäbchen aus der Zuccini geschnitten.
Nun könnte ich natürlich darauf beharren, dass auf dem Anleitungsblat „grob würfeln, achteln oder in Streifen schneiden“ vermerkt war, aber natürlich hätte ich nach dem Lauschen der theoretischen Einführung auch selbst darauf kommen können. Ihr erinnert Euch an den Spargel…
Also gab es in unserem Gemüse unerotische Würfel statt Stäbchen oder gar Paprikamuscheln. Verflixt, ich muss meinen Blick für solche Gerichte wirklich noch verfeinern.
Immerhin, wir wussten, was in den Wurmkompost darf und was nicht ( Reste von Zitrusfrüchten z.B.). Apropos Wurm, auch wenn es jetzt so zwischendurch unappetitlich rüber kommt, Wurmkomposter werden wohl unsere nächste Anschaffung werden. Der neue Herd muss ein weiteres Mal warten.
Wo waren wir? Ach ja, das Gemüse. Man wirft das nicht etwa lieblos zusammen in eine Gratinform. Nein, man schichtet alle 30 min eine neue Sorte in die Form – je nach benötigter Garzeit versteht sich.
Sieht das nicht toll aus. Auf Augenhöhe rückenfreundlich in den Herd schauen können. Am liebsten würde ich gleich morgen neue Küchengeräte kaufen gehen. *seufz*
Die Sauce aus gelben Tomaten war ein Knaller. Die machen wir uns nächste Woche gleich nochmal, vorausgesetzt wir finden gelbe Tomaten. Es sind Ferien und wir haben – bis auf unseren Studenten – alle frei. Kochtopf ich komme!
Man streicht die Sauce am Ende durch ein Sieb, was dank Mixer im Schritt zuvor (ich gebe zu, das war jetzt eine blöde Umschreibung, die eher anaphrodisierend wirken dürfte) sehr einfach zu bewerkstelligen war.
Nur gut, dass ich das Sieb nicht spülen musste. All die kleinen Fitzelchen vom Knoblauch, Galgant und Zitronengrasfasern wurden bestens herausgesiebt. Normalerweise wären auch Limettenblätter als Reste zurück geblieben. Aber die durften wir der Pflanze im Kräutergarten dann doch nicht abschneiden.
Frau Bösch befand, das Pflänzchen habe sich nach dem trockenen Sommer endlich so gut entwickelt, dass es besser über den Winter komme. „Da schneiden wir jetzt nix ab!“
Also griffen wir zu einer Alternative, zum Glück muss ich sagen, denn wir haben ja keine Limette im Garten. Das kleine Gläschen mit einer speziellen Ölpaste, auf das wir statt frischer Blätter zurückgegriffen haben, wird nur ein kleines Eckchen im Kühlschrank benötigen.
Gleich heute früh wollte ich mir das lecker Gewürz bestellen – ausverkauft. Wer weiß, vielleicht waren die anderen Gäste des Kochkurses einfach schneller. *tss, tss, tss* Nach so einem Kurs an den PC. Das ist ja die reinste Sünde.
Auf dem Teller sah die Hauptspeise angerichtet so aus, wobei ich mir diesen Teller freiwillig gegriffen habe. Der Saucenspiegel war mir nämlich beim ersten Teller nicht besonders gut geglückt.
Ihr dürft mir glauben, die anderen sahen optisch sehr viel besser aus. Die Sauce schön aus dem Handgelenk… Ihr könnt es Euch bestimmt vorstellen.
Falls Ihr glaubt, man wird bei so einem Kurs nicht satt, weit gefehlt. Dank der vielen Gänge, genügen Kleinigkeiten. Und wer genießt statt zu schlingen, wird ohnehin schneller satt.
Beim Dessert bekam ich zum Glück eine Extrawurst. Natürlich nicht wirklich eine Wurst – das wäre mir dann doch ein wenig zu viel Fleisch gewesen, Aphrodisiaka hin oder her, sondern eine Portion Birnen-Dessert ohne Nüsse.
Tja, Kochkurse sind für Menschen mit Allergien immer so eine Sache.
Wir waren rundherum glücklich und zufrieden, sind mit einer Menge Inspiration (sowie zwei paar Tanzschuhen) wieder nach Hause gefahren und haben heute eigentlich nur ein einziges Problem: Was in aller Welt können wir heute kochen um mit dem Genuss-Erlebnis gestern auch nur annährend mithalten zu können?!
Die Zeit bis zum Mittagessen ist schon reichlich fortgeschritten und ich fürchte, das wird den Kontrast zu gestern Abend noch härter ausfallen lassen. Wir müssen jetzt rasch improvisieren.
War da nicht das kalte Tomatensüppchen? Na bitte, lecker geht auch schnell.
Bin dann mal weg…
Vergesst nicht, heute ist der letzte Sammelbestelltermin im September (nur noch heute gibt es das gratis Designerpapier für Bestellungen >275 Euro – dafür könntet Ihr natürlich auch ein paar schöne Kochkurse mit Eurer/m Liebsten besuchen)
Morgen gibt es eine neue Aktion anlässlich des Weltkartenbasteltages. Also, schaut wieder hier vorbei.
Sonnige Grüße schickt Euch
Eure
Tja, das mit dem „Maldon sea salt“ tut mir wirklich leid, ist mir hinterher auch wieder eingefallen, aber…..ich muss dieses weisse Gold, früher wurde Salz auch hie und da als weisses Gold bezeichnet, früher wurde ja alles was irgendwie teuer und selten war gerne mit Gold verglichen, weisses Gold, mal Salz, mal Porzellan, schwarzes Gold, mal Trüffel mal Erdöl etc. In diesem Falle aber eher Rotgold, denn „Maldon sea salt“ ist rosa, ja und es ist teuer, deswegen muss ich das immer ausser Reichweite der Kursteilnehmer lagern, denn sonst landet es, ehe mas sich’s versieht, ganz profan in einer Sauce oder Suppe, alles schon passiert. Und weil es immer ein bisschen hektisch wird beim Anrichten, man möchte ja das Gekochte nicht nur ansprechend auf dem Teller drapieren sondern auch noch warm geniessen und da geht halt manchmal etwas vergessen. Ich wundere mich eh immer wieder, oft steht in den Rezepten noch dies und das, wonach mich aber keiner fragt, mir hinterher aber auffällt, dass die eine oder andere Zutat gar nicht mitverwendet wurde und niemandem sonst fällt es auf?!
Übrigens habe ich den Fisch im Sesammantel extra für Sie und den Flauschsupport kreiert, denn liebe Kunden geniessen bei mir Sonderbehandlung. Vorgesehen war das mit dem Ziegenkäse, im Frühjahr mit Erdbeeren, im Herbst mit Birnen oder Feigen. Da es eine Wiederholung bedeutet hätte, habe ich mir was anderes einfallen lassen.
In diesem Sinne auch herzlichen Dank für die schönen Kursbeschreibungen, wir freuen uns immer wenn’s gefällt und geschätzt wird was wir machen und hoffentlich bis bald!!!
Das Genussatelier-Team
Hoppla,
das ist der wohl längste Kommentar den ich je auf meinem Blog bekommen habe und gratis Bildung für meine Blogbesucher noch dazu.
Mit weißem Gold kenne ich mich natürlich aus. Sie wissen, die Salzstraße und Erfurt. Ich kann mir gut vorstellen, dass man solche Schätze behüten muss.
Dass in Kreativkursen mal was anders läuft als geplant, das kenne ich auch zu gut. Solange dann nicht die rote Tinte im Weißen Stempelkissen landet (mein Stempelkissen hatte nach dem Kurs sozusagen einen Hauch von Maldon Sea Salt) ist es nicht schlimm. Improvisieren gehört nun mal zum Kreativsein dazu.
Dass Sie extra den Thunfisch im Sesammantel für uns kreiert haben, das finde ich aber wirklich rührend. Wir hätten auch mit einer Wiederholung gut leben können.
Wir sind bestimmt bald mal wieder bei Ihnen zu Gast, zum Lernen und Fehler machen. Erst einmal werfen wir eine Münze „Wir kaufen einen neuen Herd“ – „Wir kaufen keinen neuen Herd“. Unserer ist nämlich 20 Jahre alt… aber so lange er noch funktioniert.
Viele liebe Grüße
Dörthe und Flauschsupport
Da bekommt man ja beim Lesen schon tierisch Appetit. Danke für die Inspirationen, liebe Dörthe. LG Petra
Tierisch trifft es. So viel Fleisch und Fisch esse ich sonst in zwei Wochen.
LG
Dörthe