Moderner Muttertag

Der Flauschsupport schlief noch, da hatte ich den ersten Schwung Wäsche gebügelt. Der Älteste kam 12:15 Uhr in die Küche, um mich lange zu umarmen und mir einen schönen Muttertag zu wünschen.

Ich freudig seufzend zu meinem Erstgeborenen: „Du bist der Einzige, der daran gedacht hat.“ Das hört der Mittlere aus der Stube und ruft fragend: „Ans Mittagsessen?“

Und da der Flauschsupport mittlerweile mit spontan erworbenen Blumen und ungestutztem Bart im Hause seiner Eltern angekommen war, blieb es mir vorbehalten, die Kartoffeln zu schälen. Und das obwohl ich doch gegen die Stärke allergisch bin.

Die Jungs, inzwischen in der Stube hinter einem Kindel in kreischend grüner Hülle beim Zocken vereint, rufen besorgt: „Hast Du Schnupfen?“

Da möchte man zurückrufen: „Nein, Familie!“

Weil ich es hasse, Essen mit Gummihandschuhen zuzubereiten, schniefe ich lieber. Mich gruselt es beim Einkauf an der Wurst- oder Käsetheke immer, wenn ich auf die Latexhandschuhe der Verkäuferinnen blicke. Wer hat sich das nur ausgedacht? Das soll hygienischer sein als Haut?

In der Nase kann man auch mit Latexhandschuh bohren. (Hab ich schon probiert, weil ich ergründen wollte, was um Himmels Willen ein solcher Handschuh beim Wurstverkauf verhindern soll. Für saubere Nägel gibt es passendes Werkzeug … wahrscheinlich eine EU-Norm … nun gut, ich will mal nicht auf Brüssel schimpfen … Conventionbonus, Ihr versteht …)

Als wir mit dem Essen zur Hälfte fertig waren, stand plötzlich ein hungriger Flauschsupport im Raum und bestellte mir schöne Grüße. … Ich hätte ihn am liebsten kalt gemacht, zog dann aber einen Klatsch kalten Quark auf meinen inzwischen lauwarmen Kartoffeln vor.

Abwaschen, da hab ich dann gestreikt und das gemacht, was mir – neben einigen anderen Dingen – den meisten Spaß macht.

Inspiriert von der Kindel-Hülle habe ich Spruch und einen Teil der Streusel in Grasgrün gestempelt, Melonensorbet schlug den Bogen zu meinen bevorzugten Eissorten.

Vor mich hin stempelnd, genoss ich diese Nervennahrung (die passenden Framlits sind gerade in den Wochenangeboten günstig zu haben).

Nebenbei knabberte ich an meiner Lieblingsschokolade, die mir Ramona gestern nett verpackt mit in den Workshop gebracht hatte. Das tat gut!

Mit Blick auf Ramonas zweites Geschenk – eine Flasche Chilliöl – stellte ich mir die blöden Gesichter meiner Lieben beim heutigen Abendessen vor …

„Wach auf“, flüsterte da ein Stimmchen, „wer muss dann wieder ran und trösten. Mutter!“ Okay, dann kein Chilli-Öl.

Ihr seht, wir sind eine ganz normale Familie. Und ganz ehrlich, einmal im Jahr Symbolpolitik – darauf kann ich gut verzichten. Mutter bin ich rund ums Jahr und das sehr gern! Außerdem haben die Jungs nach dem Essen mit angepackt und die Bäder auf Vordermann gebracht.

Schön, dass ich heute nicht auf das verzichten musste, was ich so gerne habe – meine Stempelchen. Ist es nicht toll, wenn man eine Familie hat, die einem diese Macke gönnt.

Stellt Euch vor, ich hätte eine Torte essen müssen. Melonensorbet und Minzmakrone hätten einsam auf meinem Schreibtisch gelegen und nach mir gerufen. …

Schönen Sonntag Euch allen

Eure

Dörthe