Unglaublich wie schnell ein Jahr vergehen kann! Heute war es wieder soweit. Projektwoche an der Kulturanum, einer Gemeinschaftsschule mit kulturellem Profil. Mein Angebot war die Papierwerkstatt.
Die Schülerinnen und Schüler müssen sich vorab für die Angebote bewerben, an denen sie teinehmen möchten. Deshalb hat es mich besonders bewegt, das ein Mädchen erzählte, sie habe sich im letzten Jahr erfolglos beworben und es diesmal endlich geschafft.
Und dann durfte ich ein Kind schon zum zweiten Mal begrüßen. Im vergangenen Jahr war die junge Dame noch in Klasse 1 und fragte mich oft, was denn auf den Stempeln für Texte stehen würden. In diesem Jahr hat sie den Jüngeren die Texte vorgelesen. (Hat sie sich doch glatt ein zweites Mal beworben. Wenn das nicht das schönste Lob am frühen Morgen ist.)
Während der Projektwoche kommen außerdem die Schülerinnen und Schüler des Förderzentrums Kastanienschule mit in die Kulturanum-Gruppen. Eine gute Erfahrung für alle Beteiligten. Ein wenig unsicher war ich im Vorfeld trotzdem, ob das, was ich mir für einen Schüler mit motorischen Beeinträchtigungen ausgedacht hatte, funktionieren würde. Alle sollten schließlich zufrieden sein, Erfolgserlebnisse haben und sich als Teil unseres Teams fühlen.
Deshalb wurde heute morgen die Big Shot eingepackt. Sie ist schwerer als die Texture Boutique und kann nicht so schnell umgeworfen oder beim Kurbeln angehoben werden.
Eine der Karten, die wir heute gefertigt haben, war deshalb diese. Schlicht und einfach …
Dafür mussten die Kinder (und Jugendlichen, „Ja Mädels, Ihr seid keine Kinder mehr.“ Ich schreib das mal, falls sie sich auf meinen Blog verirren.) Prägen, Stanzen und Kleben. Vorgestempelt hatte ich einen Schwung glutroter Christbaumkugeln.
Eine gute Mischung, bei der die einzelnen Arbeitsschritte prima untereinander aufgeteilt werden können.
Mit ein wenig Assistenz klappte das Stanzen und Prägen ganz wunderbar.
„When given the chance, they can really shine!“ Wenn man ihnen die Möglichkeit gibt, dann können sie wirklich leuchten!
Dieses Zitat stammt nicht von mir, sondern aus einem Video von Stampin‘ Up! Einem der schönsten, wenn Ihr mich fragt. Es ist zum 25-jährigen Jubiläum entstanden und obwohl es in englischer Sprache ist, versteht man die Botschaft sofort.
Ich möchte Euch einladen, Euch diesen Film anzuschauen. Knapp 4 Minuten und Ihr wisst, warum ich Tage wie heute so wunderbar finde. Sie lassen diejenigen leuchten, denen man oft viel zu wenig zutraut.
https://www.youtube.com/watch?feature=player_detailpage&v=k_7u8P1OFjw
Natürlich ist nicht alles nur wunderbar. Menschen mit besonderen Bedürfnissen verlangen uns oft mehr ab. Man muss flexibel bleiben und offen sein für ihre Perspektiven. Gar nicht so einfach für Perfektionisten wie mich, deren Vorbereitung so aussieht.
Alles schön ordentlich in einer Kiste. Für jede Arbeitsgruppe eine. 🙂
Überhaupt ist jeder Mensch einzigartig. Egal ob er mit einer Diagnose durchs Leben geht oder rollt oder nicht. Den Mensch im Menschen zu sehen, das ist das Entscheidende.
Die Erfahrungen haben mich gelehrt, dass es sich lohnt loszulassen. Die Kinder gehen immer sehr verantwortungsvoll mit meinem Material um. Sie nehmen gern Herausforderungen an. Und so sind heute jede Menge Weihnachtskarten und Geschenkschachteln gewerkelt worden. Ich wünsche mir sehr, dass sie sich am Donnerstag gut verkaufen.
Ich freue mich schon auf den nächsten Tag mit meiner Gruppe. Gern lasse ich Euch wieder ein wenig an dem Erlebten Teil haben.
Was sagte heute ein Knirps aus Klassenstufe 1 mit interessierten Blick auf seinen großen Teamkollegen im Rollstuhl: „Der sabbert manchmal aber wie man die Kurbel drehen muss, das weiß er trotzdem.“ Richtig, dem ist Nichts hinzuzufügen!
Allen, die meinen Blog aufmerksam verfolgen oder heute zufällig vorbeigekommen sind, möchte ich eine kleine Herausforderung mit auf den Weg geben. Lasst doch auch mal jemanden leuchten!
Einen schönen Abend wünscht Euch
Eure
Hallo Dörthe
Ich hab glatt feuchte Augen 🙂
Toll, dass du so individuell auf die Kinder eingehst und jedes Kind ein Erfolgserlebnis hat. 🙂
Nach einem solchen Tag lässt es sich bestimmt noch leichter tanzen.
Ich habe wie jedes Jahr auch wieder beim Schulbasteln geholfen und ich bin immer wieder begeistert von den Jungs, die sich ganz viel Mühe geben und ihre eigenen Ideen einbringen, die sonst eher durch andere Leistungen glänzen 🙂
Basteln entspannt und macht ausgeglichen 🙂
Was habt ihr denn heute beim Tanzen gelernt.
L.G. Nicole
Liebe Nicole,
Ja, der Film berührt mich auch jedes Mal aufs Neue. Und Du hast. Recht, gerade die Jungs können sich mal anders zeigen als sonst so.
Wir hatten heute Weihnachtsball! Also eher Spaß als Arbeit. Ich habe mir sogar einen Glühwein gegönnt.
LG
Dörthe
Hallo Dörthe,
ein guter Bericht über ein Projekt mit besonderen Begegnungen. Ich freue mich, wenn Menschen ohne Schwellenangst Gemeinschaft leben. Wünsche euch eine bereichernde, produktive, herzwärmende Projektwoche.
Lieben Gruß
Anke
Liebe Anke,
Danke für Deinen Kommentar und die guten Wünsche. Je mehr Begegnungen man mit den verschiedensten Menschen hat, um so mehr verliert man die Scheu vor ungewöhnlichen Situationen. Gemeinschaft leben ist ein gute Beschreibung. Nach so einem Tag geht man tief erfüllt und dankbar schlafen.
Liebe Grüße
Dörthe
Liebe Dörthe,
das ist toll, dass du dich so für Kinder engagierst. Ich finde es auch richtig schön, dass Kinder mit Benachteiligung in einer Gruppe integriert werden. Es ist wunderbar, dass es Menschen gibt wie dich, die andere zum leuchten bringen, gerade in dieser wundervollen Zeit.
Liebe Grüße
Silke
Na, wir wollen mal nicht zu dick auftragen. Engagieren ist zu viel gesagt. Da leisten die Pädagogen rund ums Jahr viel mehr.
Ich teile ein wenig meiner knappen Zeit mit den Kindern und versuche diese Tage gut und sinnvoll auszufüllen.
Es gibt Viele , die tun es täglich und niemand schickt Ihnen Kommentare auf den Blog.
Schöne Woche!
Dörthe
Liebe Dörthe,
Dein Projekt heute hat mich sehr beeindruckt!
Ich drücke ganz fest die Daumen, dass am Donnerstag ganz viel verkauft wird!
Ja, es ist schön einen Menschen zum Leuchten zu bringen!!! (Wir haben in unserem Freudeskreis auch eine kleine „Sonne“, sie heißt Susanne, hat das Down-Syndrom und es ist so toll, dass es sie gibt, trotz des Handicaps!)
Eine schöne Adventszeit und einen lieben Gruß
Leni
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