Zurück aus Paris

Nach einer Woche, die vollgestopft war mit Erlebnissen, sind wir zurück aus Paris. Gelandet sind wir gestern Abend (worüber wir mehr als glücklich waren, aber dazu später mehr). In unser eigenes Bett kuscheln konnten wir uns heute 3 Uhr.

Noch sind wir ein wenig aus dem Tritt. Nicht schlimm, immerhin haben wir Urlaub. Mittagessen gab es gar nicht, Kuchen 15:00 Uhr und außer der Waschmaschine arbeitet hier niemand.

Ganz stimmt das nicht, denn mich haben ein paar E-Mails von Kundinnen erreicht, die jetzt beantwortet werden wollen. Und weil ich weiß, dass Einige schon auf meinen Reisebericht gespannt sind, gibt es heute ein paar erste Eindrücke.

Wir sind bei traumhaftem Wetter gestartet. Die Kinder waren furchtbar aufgeregt, denn sie sind zum ersten Mal geflogen. Die Aussicht von oben hat dann aber schnell alle Aufregung vergessen lassen. Traumhaft, schaut mal!

2014_08_19_Flug_Paris

Das Foto hat unser Mittlerer mit seiner eigenen kleinen Kamera gemacht. Gar nicht schlecht, finde ich. Einige seiner Portraits waren dagegen sehr gewöhungsbedürftig.

2014_08_19_Paris

Dafür musste ich mit meinem Mann in der Sammlung des Naturkundemuseums, umgeben von Dinoknochen, ewig lange still stehen. Und was hatten wir am Ende? Ein Ausmalbild! (Um Fragen und gut gemeinten Glückwünschen vorzubeugen: Nein, ich bin nicht schwanger. Ich trage eine Kamera vorm Bauch.)

Eine meiner Aufnahmen ist diese. Zugegeben der ist auch gewöhnungsbdürftig, wenn man nicht gerade Kleinsäuger-Fan ist wie wir. In der Bundesarbeitsgruppe Kleinsäuger gibt es die liebe Anja, die 3D-Scans von tausenden Nagerschädeln macht und deren Anatomie erforscht. Ihr hätte das Museum sicher gefallen.

2014_08_19_naturkundemuseum

Lebende Ratten haben wir in Paris nicht gesehen. Dafür hatte ich den Eindruck, als wäre die Stadt dreckiger als noch vor 3 Jahren. Ist eben eine Metropole. Da gibt es viel Licht und Schatten. Die Kinder waren schon sehr betroffen von den Obdachlosen auf den Straßen. Diese Eindrücke haben uns alle ein wenig demütiger gemacht. Mal wieder mussten wir feststellen, dass wir auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Licht und Schatten habne uns die ganze Woche über begleitet. Im Museum für Naturkunde gab es eine wunderschöne Sonderausstellung zum Thema „Nacht“. Dort haben die Kinder u.a. verschiedene Schattenfiguren gelernt (und unsere Tochter behauptete steif und fest, Vampire wären inzwischen ausgestorben).

2014_08_19_Schattenspiele

Der Wolf hatte es den Jungs besonders angetan. Sobald die Situation es erlaubte, wurde er an die Wand, eine Treppe, einen Tisch oder sonstwo hingeworfen. Allein und natürlich zu zweit.

2014_08_19_Schattenspiele2

Süß!

Am Abend wurde es meist spät und der folgende Morgen begann nicht selten so:

2014_08_19_morgens

Aufstehen?

Doch wer zu spät aufsteht, der findet an den Sehenswürdigkeiten endlose Schlangen. Das wussten wir, denn es war nicht unser erster Parisbesuch. Trotzdem, die Bahn nach Versailles war dank zweier aufmüpfiger Teenager weg und was uns dann erwartete, hat den Jungs die Sprache verschlagen (und sie an den folgenden Tagen zum Aufstehen motiviert).

2014_08_19_versailleStatt 9 Uhr waren wir erst 10:00 Uhr in Versailles. Das Wetter war mies, der Massenandrang gespenstisch. Dumm nur, dass wir schon Karten hatten.

Doch die Hoffnung, dass wir uns nicht in eine knapp 3 km lange Schlange einreihen müssten, war vergebens. Die Leute vor uns hatten ebenfalls Karten.

Also haben wir uns zuerst die Gärten angesehen, wo niemand anstand und sind am späten Nachmittag noch einmal zum Schloss gegangen. Und siehe da, es sah schon viel entspannter aus.

2014_08_19_Versaille2Irgedwann zwischen Brunnen, Herrenhäusern, Labyrinthen und kunstvollen Beeten, gab es ein Eis bei MC Donalds für die Kinder und einen Kaffee für uns. Dank Tageskarte kann man die Gärten zwischendurch verlassen. Das Bestellen bei MC Donalds macht man in Frankreich an Automaten.

2014_08_19_MCDonaldKlappt prima und man muss kaum Anstehen. (Weniger prima sind die Automaten der Bahn, doch das sollten wir erst später merken.)

Nun sind wir natürlich nicht nach Frankreich gereist um dann beim Fastfood-Riesen zu essen. Bis auf das Eis zur Erholung der wundgelaufenen Füße und einen Kaffee, haben wir uns eher an die französische Küche gehalten.

Sündlecker sind diese kleinen Teilchen.

2014_08_19_MaccaronsUnd sündhaft teuer. Habt Ihr den Kilopreis entziffert? Die Preise sind in den letzten drei Jahren gestiegen. Nicht in den Supermärkten wo Vieles sogar günstiger und frischer ist als bei uns. Restaurants, Imbiss und Eis dagegen leeren die Urlaubskasse im Nu. Wir haben uns deshalb immer Picknick eingepackt – kein Problem in Paris wo es überall grüne Parks gibt. Ausnahme: Auf dem Montmatre gab es bei „Tutti Sensi“ ein Eis für die ganze Familie.

Der Montmatre ist nur wenige Minuten von unserer Wohnung entfernt und zu Fuß schnell zu erreichen gewesen. Dort haben wir einen alten Bekannten wieder gesehen: Iya Traore. Er ist der Fußballgott vom Montmatre, hat eine eigene Homepage und inzwischen mehr als 13.000 Facebook-Fans. Wahrscheinlich sind es weltweit noch viel mehr, wenn man die ohne Facebook Account hinzurechnet.

2014_08_19_Montmatre

2014_08_19_Montmatre2

Ich kann mir kaum vorstellen, dass seine Show irgendjemanden nicht begeistert (Wobei, wenn ich an den Herrn aus der deutschen Reisegruppe denke, der von hinten ein „Weitergehen“ brüllte, bin ich mir nicht so sicher.)

Begeistert waren wir nicht nur von dieser Show sondern auch von den vielen anderen Straßenkünstlern und natürlich den Museen. Im Louvre habe ich sogar Rollenstempel entdeckt. Die hat nämlich nicht Stampin‘ Up! erfunden, allenfalls wiederentdeckt (bevor sie den Katalog ohne viel Aufsehen in diesem Jahr verlassen haben). Rollenstempel kannte man schon sehr früh.

2014_08_19_Rollenstempel2

2014_08_19_Rollenstempel

Im Louvre lagen sie hübsch aufgereiht in einer Vitrine der Antikensammlung. Das schaffen die neuen Klarischtstempel aus Photopolymer garantiert nie.

Wobei, wenn ich ans Pompidou mit seiner modernen Kunst denke… Dieses Highlight hatten wir uns für den Abschied aus Paris vorgenommen.

2014_08_19_Pompidou

Das wahre Highlight erwartete uns dann allerdings am Bahnhof.

Erwartungsfroh standen wir – das Gepäck inzwischen am super praktischen City Locker wieder eingesammelt – auf dem Bahnhof Gare du Nord am Automaten. Die Schalter von RATP hatten sämtlichst geschlossen. Das Bedienfeld klärte uns freundlich darüber auf, dass maximal 4 Karten auf einmal gekauft werden können. Wir sind aber fünf. Gut, kaufen wir eben einmal 4 und einmal eine Karte.

Nächste Überraschung, am Automaten gibt es keine Tickets zu reduzierten Preisen. Die Abfahrt unseres Zuges zum Flughafen rückte minütlich näher und mangels Alternativen hieß das 5x den vollen Preis zahlen. Dann beim Bezahlvorgang – der Automat akzeptiert die Kreditkarte nicht. Gut, dass Mensch für solche Fälle eine zweite Karte hat. Das Lesen selbiger dauerte pro Zahlvorgang 3 Minuten. Kurz, unser Zug war weg. Es hieß also den nächsten nehmen.

Der kam 30 Minuten später, also alles noch gut im Lot. Der Plan, am Fluhfafen noch eine Kleinigkeit zu essen war damit aber dahin. Und glaubt mir, an Essen, Toilette oder sonstwas haben wir vor Ort dann sowieso nicht mehr gedacht.

Unser Flug ging 20:50 Uhr, Check-In bis 20:10 Uhr. Auf dem Flughaben angekommen, waren sämtliche Schalter von Air France in der riesengroßen Halle geschlossen. Alle, bis auf zwei. Hatte ich erwähnt, dass zwischen 20.45 Uhr und 21:15 Uhr 8 Flüge gingen?

Ihr ahnt es bereits. Die Bording-Pässe am Automaten waren rasch ausgedruckt, nachdem wir unser Gehirn angeschaltet und uns nicht auf den Hinweis verlassen hatten, wir sollten uns einfach an Schalter 5 oder 6 anstellen (andere Fluggäste haben sich leider darauf verlassen).

Dann hieß es an der Gepäckabgabe anstehen. Bei zwei offenen Schaltern ging es schleppend zäh voran. Wir fragten das Personal, ob wir uns für den Flug 20:50 Uhr wirklich anstellen könnten. Das sei doch nicht zu schaffen. Schreckgeweitete Augen bei der jungen Dame im Air France Kostüm als sie ihre Fluglisten studierte. Dann ein resigniertes Schulterzucken ihrerseits.

Die Uhr zeigte inzwischen 19:25 Uhr. Das Gate schließt 15 Minuten vor Abflug, in unserem Fall also 19:35 Uhr. Vor uns standen noch rund 40 Personen. Ich sah unserern Flieger schon ohne uns starten.

Da habe ich die Sache in die Hand genommen und mir eine andere, etwas reifere, Dame im Air France Kostüm geschnappt und ihr – pfeif auf den Versuch mit Französisch höflich zu sein – erklärt, ich sei langsam panisch. Den Gesichtsausdruck dazu musste ich nicht spielen, denn inzwischen war ich pansich. Wieder schreckgeweitete Augen beim Bodenpersonal, doch diesmal – oh Wunder – schleuste uns die freundliche Dame ohne Umschweife an der Schlange der Wartenden vorbei.

Wir konnten unser Gepäck aufgeben und erfuhren von der Mitarbeiterin am Schalter: „You have to run!“ Das war uns zu diesem Zeitpunkt auch ohne diesen Hinweis klar. Unser Ältester konnte nicht so schnell (sein Zeh ist nach einer etwas missglückten OP wieder genauso entzündet wie vor dem Eingriff). Wir kamen völlig fix und fertig am Security Check an.

Den Snack am Flufhafen hatten wir ja, sagen wir mal „übersprungen“. Entsprechend gefüllt waren noch die Trinkflaschen der Kinder. „You have to drink it. All !“ Austrinken oder die teuren Nalgene Flaschen in den Müll werfen. Ich sah mich bereits die Deckel und Spezialaufsätze retten und die Flaschen im Müll zwischen grauenhaften Einwegflaschen beerdigen, da hatten die Kinder tapfer den ganzen Flascheninhalt in sich hineingeschüttet (sie mögen ihre Flaschen eben). Nun nix wie durch die Scanner! Noch 6 Minuten bis zum Gate.

Bei unserem Ältesten schlug der Alarm an, aber der Herr von der Security beendete die genaue Untersuchung sehr schnell, als der Große die Arme heben musste. Ihm (also unserem Sohn) klebte das Shirt am Leib und dem Rest der Familie inzwischen auch. Bei unserer Tochter standen die Zeichen am Scanner auch auf rot, aber so ein kleines zartes Persönchen wie sie ist flink abgetastet. Nur noch 3 Minuten bis zum Gate.

Wir haben den Flieger als letzte Passagiere völlig fertig erreicht. Ein paar Plätze blieben beim Start leer. Das reduzierte die Schlange am WC. Ihr erinnert Euch an die ausgetrunkenen Flaschen?! Statt Vielflieger waren die Kinder Viel… . 🙂 Selbst an der Gepäckausgabe in Frankfurt a.M. mussten wir noch einmal zur Toilette.

Tja, und nun ist der Bericht doch etwas länger geworden. Deshalb zeige ich Euch morgen die Karten, die ich in unserem Appartment in Paris für die Vermieter mit einem kleinen Gruß zurückgelassen habe.

Bis dahin!

Dörthe

PS: Nun könnt Ihr wieder täglich vorbeischauen und Euch auf dem Laufenden halten. Eine neue Aktion zum Einstieg als Demo wirft ihre Schatten voraus.

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luna
luna
10 Jahre zuvor

hallo dörthe,
ach was freue ich mich für euch, daß ihr wohlbehalten gelandet seid. jetzt kann ich ich mich wieder jeden abend oder fast jeden, auf deinen blog freuen. aber gönne dir nur noch etwas urlaub, denn das muß ja wieder lange reichen bis zum nächsten. na dann noch ne gute woche.
lg
luna

Dörthe
Dörthe
Antwort an  luna
10 Jahre zuvor

Abend Luna,
ja, Du hast Recht. Ich lasse es ruhig angehen. Und Stempeln ist ja Erholung für mich. Sicher machen wir mit den Kids noch paar Tagesausflüge und v.a. Brettspiele.
Au revoir
Dörthe

Nadine
10 Jahre zuvor

*lach* sorry, aber nach unseren 12 Stunden im Stau, erfreue ich mich doch tatsächlich ein klein wenig darüber, dass nicht nur im Hause T. Rückreisen gerne mal in Endzeit-Szenarien enden!

Im übrigen, TGV fahren ist angeblich sehr nett und entspannend, ist mir gesagt worden. Und die Strecke führt tatsächlich an der T.’schen Heimat vorbei, was zumindest kurzfristig das Flüssigkeitsproblem entspannen könnten 😉

Dörthe
Dörthe
Antwort an  Nadine
10 Jahre zuvor

Liebe Nadine,
danke für das Angebot zwecks Pinkelpause. 😉
Gegen Deinen 12 Stunden-Stau ist unsere kurzfristige Aufregung nix.
Bin gespannt, wie sich Dein Stau-Erlebnis auf Deinem Blog lesen wird.
Bis bald!
Dörthe