… kommt erst am Ende, am dicken Ende sozuagen.
Erst einmal fing unser Tag gemütlich mit einem leckeren Frühstück an. Der Flauschsupport fuhr Töchterchen im Anschluß zum Zirkustraining, was heute bis Nachmittag dauern sollte. Weil wir schon vor einer ganzen Weile eine Einzelstunde mit unserem Tanzlehrer für heute verabredet hatten, kam der Plan mit den Schwiegereltern ins Spiel.
Sie sollten Töchterchen nach dem Training abholen und bis morgen Mittag bespaßen. Wir würden einen gemütlichen Nachmittag haben und die Jungs abends sturmfreie Bude.
Vergnügt kamen wir in der Tanzschule an, um erst einmal festzustellen, dass der große Saal belegt war mit jungen Damen, die um einen Schirm herum wilde Verrenkungen machten. (Jede um einen eigenen Schirm, versteht sich.)
Nun gut, es gibt noch einen kleinen Saal. Selbiger hat den Vorteil, dass man dank der gelegentlich im Weg stehenden Säulen üben kann, fiktiven Tanzpaaren oder eben Säulen aus dem Weg zu gehen, oder noch besser – zu tanzen.
Los ging es mit Walzer, mit ordentlicher Tanzhaltung – aber diesmal ohne Besen. Den brauchten wir heute nicht, um die Armhaltung zu trainieren. Rüdigers scharfes Auge und gelegentlich Zurufe reichten völlig aus.
Die schöne neue Figur, von der ich den Namen vergessen habe, klappte bestens. Also konnten wir zum Jive übergehen. Auch hier, alles paletti! Zwei Runden bei scharfem Tempo und uns war warm.
Nicht, dass wir gefroren hätten. Immerhin waren es heute in Jena zwanzig Grad, also gute zwölf Grad mehr als gestern.
Wo uns schon mal warm war, konnten wir gleich noch einen Wiener Walzer anschließen (nicht nahtlos, versteht sich). Der Flauschupport mag diesen Tanz überhaupt nicht. Ihm wird regelmäßig schwindlig davon. Rüdigers „Das ist der Sinn dabei!“, wirkte da nicht gerade motivierend.
Mein Tipp, der Flauschsupport möge immer einen Punkt im Raum mit seinen Augen fixieren, half nicht wirklich. Nach zwei kurzen Titeln war es überstanden. Dann kam Rüdiger auf die Idee mit dem Tango.
Das ist ein Tanz, den wir gut beherrschen. Das dachten wir jedenfalls bis heute Nachmittag. Nun ist Rüdiger sein Geld wirklich wert, v.a. wenn es um die B-Noten geht. Tanzhaltung, Fußhaltung … am besten, beides zusammen perfekt.
Also hieß es Fersenschritte üben. Das schlaue Interent weiß dazu Folgendes: „Ein Fersenschritt im Standardtanz läuft etwa wie folgt ab: Der Tänzer gleitet mit der Ferse des Spielbeins unter der Körper des Tanzpartners. Dann folgt der Oberkörper nach und das Gewicht wird auf den Fuß aufgesetzt, dieser wird ganz auf dem Boden abgestellt und der andere Fuß folgt mit dem nächsten Schritt nach.“
„Aha!“ Leider hatte ich Google nicht an meiner Seite, sondern den Flauschsupport gegenüber. Probiert mal einen Schritt, den Ihr an die hundert Male falsch aufgesetzt habt, plötzlich anders aufzusetzen. Viel Spaß!
Bei der Promenade klappte das auf an Anhieb, aber bei einigen Drehungen kamen wir ganz schön ins Schwitzen. Und Rüdiger legte noch eine Schippe drauf. Auf den Tango folgte nämlich eine Rumba.
Natürlich weiß man nach einigen Jahren Tanzens „Jetzt bloß keine Fersenschritte!“. Und wie man Ballenschritte perfekt ausführt, durften wir sogleich mit vier Papierschnipseln (im Format einer Minikarte üben). Zwei für mich, zwei für den Flauschsupport.
Man stellt den Ballen des großen Zehes aufs Papier und macht sämtliche Schritte so, dass man das Papier nicht verliert. Wie das ohne Gluedots und Fast Fuse funktionieren soll? Stellt Euch vor, Ihr zieht Euren Zeh durch den Sand um eine Spur zu ziehen. So in etwa tanzt man in der Rumba.
Im Grundschritt ist das noch ganz einfach, aber wenn jeder Schritt so getanzt werden muss, dann hat das Gehirn am Anfang ganz schön zu wirbeln. Im Kopf muss es also schnell gehen, in den Füßen schön langsam. Rumba eben!
Was man nicht alles falsch machen kann, auch wenn man schon so lange tanzt wie wir. Da ist es echt gut, ab und an mal eine Korrekturschleife zu drehen. „Lieber Rüdiger, diese Tanzstunde war einfach wunderbar.“ Was für ein schöner Tag!
Wenn da nicht die Sache mit dem Schlüssel gewesen wäre. Aber die hatte nix mit Rüdiger zu tun. Allerdings wäre es fatal gewesen, wenn er uns für heute Abend noch Karten für den „Tanz in den Mai“ hätte verkaufen können. Die waren leider alle schon weg. Nix mit sturmfrei für die Jungs und Planänderung für uns.
Als wir gerade darüber nachdachten, ob wir den Tisch aus dem Wohnzimmer tragen und dort unseren eigenen Tanz in den Mai veranstalten sollten, klingelte das Telefon. Da war der Abend schon reichlich fortgeschritten. Am anderen Ende der Leitung total aufgelöst die Schwiegereltern.
Schlüssel drin, Schwiegeltern und Kind draußen – das ist die Kurzvariante der Story. Also setzte sich der Flauschsupport zähneknirschend mit dem Ersatzschlüssel ins Auto. Nach einer knappen Dreiviertelstunde war er zurück.
Ich hatte mir inzwischen keinen Tee, sondern den Cocktail einverleibt, den ich gestern in einem hübsch dekorierten Fläschchen von Ulrike zum Geburtstag bekommen hatte. So viele liebe Menschen haben gestern an mich gedacht, das war wirklich richtig rührend.
Morgens rief mein Papa an, um mir zu sagen, dass er stolz auf mich sei. Was soll an so einem Tag noch schief gehen. Ich bekam viele tolle Karten, Geschenke, Mails und Anrufe.
Seitdem weiß ich auch, dass ich am Welttag des Tanzes Geburtstag habe. Als ich elf Jahre alt war, wurde er erstmals ausgerufen, um den Tanz als universelle Sprache in der Welt zu würdigen. „Danke, liebe UNESCO. Das wäre doch nicht nötig gewesen.“
Mit elf wollte ich schon lange keine Eiskunstläuferin mehr werden, sondern Cowboy (nicht etwa Cowgirl.). Aber das konnte die UNESCO natürlich nicht wissen.
Und weil sich Manches im Leben anders entwickelt, als man denkt, mache ich beim Tanzen heute artig die Damenschritte. Egal ob über die Ferse oder den Ballen. Mehr oder weniger artig jedenfalls, denn ein wenig Cowboy steckt eben noch immer in mir drin. 🙂
Wenn ein Sofa also stört, was macht man(n) dann. Richtig, raus damit!
Ich wünsche Euch einen wunderbaren Abend zwischen oder auf Möbeln – unter besser nicht.
Eure
Hallo Dörthe
bin erstaunt dass Du nach soo viel Tanz und soo viel Trubel mit Schlüssel und Familie, noch soviel schreiben kannst,
aber ich Danke Dir sehr,
es war nämlich sehr spannend und unterhaltsam!
Liebe Grüsse
von Deiner stillen Blogleserin
aus der Schweiz
Liebe Regina,
aus der Schweiz!? Wow! Willkommen bei Stempelflausch.
Weißt Du, gerade noch so viel Trubel macht das Schreiben Spaß und sorgt dafür, wieder zur Ruhe zu kommen. Ich freu mich, dass Dir die kleine Geschichte aus unserem Leben den Abend versüßt hat.
Viele liebe Grüße
Dörthe
Liebe Dörthe,
hab ich richtig gelesen? Du hast also am 29.4. Geburtstag? Das wusste ich nicht. Also – nachträglich – ganz liebe Grüße und Glückwünsche! Weiterhin soviel Energie, Elan, Esprit und Einfälle (gibt´s noch was schönes mit „E“? 😉 )!
Das Datum kommt auf den Kalender, für´s nächste Mal!
LG Ines
Liebe Ines,
vielen Dank!
Mir fällt nur eins mit „E“ ein, was noch schöner ist. Besser, Einer. Unser Ältster.
Abgesehen von Einzelstunden im Tango oder Rumba oder…
Enthusiantische Grüße
Dörthe
alles liebe noch nachträglich …schöner bericht :-)))) also langweilig wars dir ja nicht an dem tag ….ganz liebe grüße und schöne woche ulla s
In der Tat. 🙂
Vielen Dank für Deine Glückwünsche.
LG
Dörthe
Ach, genau! Der E…. Er hatte sich ja mal so einen schönen Stempel selbst geschnitzt. Tolle Kids hast du! Und einen super Flauschsupport. Also alles da, was du zum Glücklichsein brauchst!
Da kommt bestimmt noch das eine oder andere Kärtchen…
LG Ines