Geldgeschenke-Workshop mit Einbrechern

Und das kam so:

Heute früh hatte ich meinen Kurs zum Thema „Geldgeschenke und Gutscheinkarten kreativ verpackt“. Pünktlich stand ich mit dem Flauschsupport vor dem Kreativraum, schloss die Tür auf und begann einzuräumen.

Für eine hübsche Tischdekoration hatten die Frauen vom DRK-Zentrum schon gesorgt. Da musste ich meine Utensiulien nur noch um das Brett herum anordnen.

Wofür niemand gesorgt hatte, war dagegen ein kleiner silberner Schlüssel. Selbiger gehört zu einem deckenhohen Holzschrank mit zwei Türen und war – wie immer, wenn ich im Raum bin – abgezogen. So auch heute.

Es sollte nicht lange dauern, bis der Flauschsupport und ich feststellten, dass wir nicht die einzigen Menschen im Haus waren.

Ein Herr kam ins Zimmer, noch während der Flausch die letzten Kisten aus dem Auto hereinholte, und suchte nach, haltet Euch fest: Frischhaltefolie.

Ich muss ihn so ungläubig angeschaut haben, dass er sich sogleich bemühte mir das Ganze zu erklären. „Ich veranstalte den Kurs für Rettungssanitäter drüben im Saal und brauche dafür noch Frischhaltefolie.“

In meinem Hirn spielten sich wilde Szenen ab. Möchte er vielleicht Atemnot simulieren. Will er mich mit der Frischhaltefolie … ? Nein, nein, nein.

Doch damit nicht genug. Während sich der lange Tisch langsam für meine Gäste verwandelte…

Vorbereiteter Workshoptisch (und Schrank des Schreckens hinten rechts)

… kamen zwei Damen herein, die mit ihrer Patchworkgruppe die zweite Hälfte des großen Saales angemietet hatten. Sie marschieren stracks durchs Zimmer, sammelten Tassen ein und setzten Teewasser an…

„Hat man Ihnen das nicht gesagt?“

„Ähm, doch. Es hieß, es könne sein, dass Sie sich mal Wasser heiß machen möchten.“

… und standen plötzlich wie vom Donner gerührt vor dem Schrank des Schreckens.

„Abgeschlossen??? Der ist doch sonst immer auf!!! Haben Sie einen Schlüssel? Sie HABEN doch einen Schlüssel!“

Nein, hatte ich nicht und auch keine Rufnummer eines DRK-Beschäftigten (abgesehen davon, dass ich bezweifelte, dass hier ein echter Notfall vorlag).

Nähmaschine also im Schrank, Damen davor. Nun war guter Rat teuer.

Zwar befanden sich im Schrank nur ein paar der benötigten Dinge, das meiste hatten die kreativen Patchworkerinnen im Vorruhestandsalter in großen Taschen und Kisten dabei, aber eben doch ein paar Sachen, auf die man wohl nicht verzichten konnte oder wollte.

Das nächste woran ich mich erinnere, während meine ersten Gäste schon Platz genommen hatten, ist das die beiden resoluten Frauen mit einem Handy am Ohr in meinen Raum zurückkehrten und sich am Schrank zu schaffen machten.

Es krachte und knirschte. „Wir brechen den Schrank auf!“

Aha, darauf wäre ich ja nie gekommen.

„Mit Erlaubnin! Wir brechen ihn mit Erlaubnis auf!“

Auch darauf wäre ich nie gekommen. Aber sie taten es und zwar so professionell, dass ich mich fragte, was sie wohl hauptberuflich machen.

Doch dieses Geheimnis sollte sich rasch lüften, denn die Eine erblickte meinen Rollkoffer aus dem Scrapbook-Versand und stellte fest: „Das ist ja ein tolles Teil. Wissen Sie, ich mache nämlich Fußpflege und da könnte ich alles gut drin unterbringen.“

Autsch! Ob sie mit nackten Füßen wohl auch so beherzt umgeht, wie mit verschlossenen Schränken?

Wie dem auch sei. Dass wir Einbrechern im Kurs bei der Arbeit zusehen, ist uns allen zusammen auch noch nie passiert.

Wie gut, dass meine Gäste-Goodies für ein wenig Ablenkung gesorgt haben.

Origamibox „Kreativität lieben, leben, teilen“

So einen Start in den Workshoptag habe ich noch nie erlebt. Nicht ganz nach meinem Geschmack. Ich starte lieber entspannt und verabscheue Gewaltakte, aber die Damen waren allesamt wirklich nett und sehr an dem interessiert, was wir so mit unserem Papier anstellen würden.

Kreative verstehen sich! So kam es, dass ich mich nach dem Zuschließen des Raumes am Ende meines Workshoptages noch nett von den Damen im Saal verabschiedet habe. Der Rettungssanitäter hatte da seine Schützlinge schon entlassen (vermutlich ganz ohne Frischhaltefolie).

Was wir gebastelt haben? Das Beitragsbild hat schon einen kleinen Hinweis gegeben. Eins meiner Projekte war dieses hier:

Rahmen mit Painted Seasons und Tropenflair

Jede Teilnehmerin konnte sich einen quadratischen Rahmen vom Möbelschweden gestalten. Dafür habe ich vor dem Workshop thematische Wünsche entgegen genommen.

Hochzeit, Dienstjubiläum und Jugendweihe waren die Wunschthemen. Dazu passend hatte ich verschiedene Framelits, Stempelsets und Falschgeld (besser täuschend echt aussehendes Spielgeld) im Gepäck.

Besondes begehrt war unser Traumfänger Set für die Jugendweihe. Obwohl alle zuerst geglaubt haben, dass ihnen nie und nimmer was einfallen würde, sind alle Rahmen toll geworden.

Ich bin gespannt, ob ich vielleicht noch das eine oder andere Foto zugeschickt bekommen. Fertig zusammensetzen, wollten die Meisten ihre Rahmen dann nämlich doch lieber zuhause, mit echten Geldscheinen versteht sich.

Außerdem war dieses Projekt nicht das Einzige. Doch das ist eine andere Geschichte, die den Rahmen sprengen würde.

Ich wünsche Euch ein zauberhaftes Wochenende mit unverschlossenen Schränken und netten Begegnungen.

Eure

Dörthe


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Isa
Isa
5 Jahre zuvor

Liebe Dörthe,

ich habe gelegen vor Lachen. Obwohl es für dich und die Kursteilnehmer sicher ein wenig befremdlich war, ist das Ganze herrlich beschrieben. Ich kann mir eure verdutzten Gesichter bildlich vorstellen.
Der restliche Tag lief ja dann wieder in gewohnten kreativem Rahmen und ich freue mich schon auf Fotos. Eins hat mir Petra W. schon gezeigt und das fand ich schon toll. Die Idee mit den Geldscheinen als Kerze wird auf jeden Fall nachgemacht.
Freue mich auf den nächsten Workshop. Egal ob mit oder ohne „Showeinlage“.
LG Isa

Dörthe
Antwort an  Isa
5 Jahre zuvor

Naja, ich fand das Tippen des Artikels auch amüsanter, als den Start in den Workshoptag. Schön, dass ich Dir noch eine paar vergnügliche Momente bescheren konnte.

Und ja, die Rahmen sind wirklich toll geworden. Ich werde den Workshop mit Sicherheit nochmal wiederholen. Er kam sehr gut an. Also, vielleicht bis zum nächsten mal.

VLG
Dörthe

Stephanie Schütz
Stephanie Schütz
5 Jahre zuvor

Hallo dörthe,
Ich verfolge (…nein ich bin kein stalker,also bitte kein kopfkino,lächel) deinen blog, neben deinen kreativen ideen,
bin ich mittlerweile schon vor dem letzten klick ,um auf deinen blog zu gelangen, am lächeln und sehr gespannt was ich lesen darf,…..weiter so ,einfach nur herrlich schöne ideen eingepackt in amüsanten schriftzeilen.
Lg steffi

Dörthe
Antwort an  Stephanie Schütz
5 Jahre zuvor

Liebe Stephanie,
so werde ich gern verfolgt. 🙂

Ich freue mich, dass Dir das Lesen auf Stempelflausch Freude macht. Danke fürs Vorbeihüpfen.

Dörthe

trackback
5 Jahre zuvor

[…] keine Sorge. Nach dem Schrankerlebnis haben wir am Samstag weder Spenden fürs DRK gesammelt, noch den ganzen Kurs lang Geldscheine zu […]