Trauerkarten

… schreibt niemand gern. Ich finde es schwer die richtigen Worte zu finden. Je entfernter bekannt man mit dem verstorbenen Menschen war, desto einfacher scheint es mir. Man schreibt das, was man in Trauerkarten eben so schreibt. Sicher, man sucht einen „passenden Spruch“. Er klingt trotzdem wie eine Phrase. Ist der Umschlag erst einmal zugeklebt und die Karte verschickt, dann fühlt es sich nicht mehr ganz so komisch an.

Ganz anders, wenn man jemandem schreibt, den man gut kennt, mit dem Zeit verbracht hat und mit dem man gemeinsame Erinnerungen teilt. Was soll man jemandem sagen, der einen nahen Menschen verloren hat? Kann eine Karte Trost spenden?

In den letzten Wochen habe ich diese Karte immer wieder vor mir hergeschoben, weil mir die Worte gefehlt haben. Wie gut, dass man für das Stempeln erst einmal keine Worte braucht.

2015_05_11_29811_Stampin_Up_TrauerkarteSo war meine Karte gestaltet und ich konnte zumindest bildlich ausdrücken, was ich empfand. Einige Tage lag die fertige Karte auf meinem Basteltisch, bis ich beschloss, einfach hineinzuschreiben, dass mir gerade die Worte fehlen.

Herma hätte diese Karte gefallen, dass war es, was mich getröstet hat. Ich höre sie beim runden Geburtstag meiner Mutter im Februar noch sagen, dass ich nach meinem Sturz ausgesehen habe, wie aus der Verbrecherkartei. Für ihren eigenen runden Geburtstag im März hat sie die Idee mit den Windlichtern als Tischdeko aufgegriffen, mit blauem Band dekoriert. Für dieses Fest hat die Kraft noch gereicht.

Wenn ich heute auf diese Windlichter schaue, von denen eins in meinem Stempelzimmer steht, dann muss ich schlucken. Wie schnell wir wieder Lichter für sie anzünden würden, das hat vor wenigen Wochen niemand gewusst. Es gab diese düstere Ahnung aber noch war da so viel Lebenswille.

2015_05_11_29812_Stampin_Up_Trauerkarte

Mit einem Schlag kam das Dunkel und es blieb eine ganze lange Woche.

Es gibt so viele Wörter die das Wort „sterben“ weniger hart klingen lassen sollen „dahinscheiden“, „ableben“, „entschlafen“. Aber es gibt ein Sterben, das diese Worte nicht verdient hat. Meine Mutter, die jeden Tag dieser einen Woche am Bett ihrer Freundin verbracht hat, weiß wovon ich schreibe.

Was will man einem Mann sagen, der seine Frau auf diese Weise gehen sah, was den Kindern? Wie sollen sie Kraft finden für die nächsten Wochen?

Die Blüte habe ich ins Zentrum meiner Karte gesetzt und den Spruch „Herzliches Beileid“ ganz klein und zaghaft in den Hintergrund gesetzt. Ich wünsche mir, dass die schönen Erinnerungen die bitteren Erfahrungen mit der Zeit verblassen lassen.

2015_05_11_29809_Stampin_Up_Trauerkarte

„Zeit heilt alle Wunden.“ Mit dieser Volksweisheit konnte ich nie viel anfangen. Das sage ich nicht voll Bitterkeit, sondern voll Respekt vor dem Leben. Es gibt Wunden, die bleiben! Zum Glück können wir lernen so mit ihnen zu leben, dass sie irgendwann weniger schmerzen, kaum noch, nur ab und an…

Ich wünsche allen, die Herma in ihren letzten Tagen begleitet haben, dass sie die Kraft dafür finden.

Meinen treuen Bloglesern möchte ich sagen, dass ich lange überlegt habe, ob ich diese Karte überhaupt auf dem Blog zeige. Doch dann habe ich darauf vertraut, dass Ihr verstehen werdet, dass es heute nicht um Stampin‘ Up!, nicht um neue Produkte, Basteltechniken etc. ging, sondern um etwas Persönliches.

Mir tat es gut, all das zu schreiben. Es ist meine Art Adieu zu sagen. Diese Karte wird bleiben, wie viele Erinnerungen auch.

Erfüllt mir bitte einen Wunsch:

Schreibt keine Kommentare mit Beileidsbekundungen. Im Internet ist Vieles möglich, nicht alles ist auch sinnvoll oder gut.

Wenn Euch die Karte gefällt. Prima, mir auch!

Herzlich

Eure

Dörthe

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